Einfahrt Ausfahrt – 1986/87

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Diese Videokollage auf U-Matic montiert stellt eine erste künstlerische Arbeit  von mir zu Beginn meines Studiums an der HfBK Hamburg dar. Ein Besuch im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle lenkte meinen Blick auf eine Zeichnung von Gerhard Marcks.  Ein eindringlicher Blick aus diesem Selbstportrait eröffnete eine Suche nach diesem mir bisher nicht bekannten Künstler.

Monument von Gerhard Marcks auf dem Friedhof Ohlsdorf

Der Weg führte auf den Ohlsdorfer Friedhof, einen beeindruckenden und enorm großen Ort der Vergänglichkeit, inmitten der Stadt so leise behauptet. Es war Winter, einer wie in Hamburg, Rügen, Schnee und krachende Kälte begleiten mich durch den Parkfriedhof zu dem Mahnmal für Opfer der Operation Gomora, dem Feuersturm auf die Quartiere der Arbeiter und den Hafenraum im Juli 1943. Sind eindrücklicher, betängstlicher Ort, ein Massengrab aus dem Staub der Nachbarschaften, verziehrt von einzelnen Grabstellen und Kreuzen, der Anonymität zum Trotz. Inmitten allem ein zentrierter Klotz aus Stein, monumental und grob.

Einfahrt Ausfahrt, Michael Kress, VG Bildkunst, 1987

Kreuzförmig enden die Aufschüttungen von Leichenstaub auf diese hier; eine Zentrierung als eindeutige Behauptung der Opfer zu gedenken, derer die auch Täter genannt werden können. Inmitten allem das Schiff, das uns über den Harder fährt und Trost und Ewigkeit verspricht. Meine Mutter war gerade im Sommer 1986 verstorben und schenke mir eine verzweifelte Anziehung zu allem, was Tod unerklärlich mit einem anstellt, zumutet. Die Beschäftigung mit Gedenken, Schuld, Verantwortung, Ohnmacht und Vergessen schickte mich zu einer Beschäftigung mit den unterschiedlichsten Quellen und Bildern. Das Video ist eine Zusammensehen von Photographien, meiner ersten und einzigen Ölmalerei und Super-8-Filmaufnahmen im Zeitrafermodus.

Gefilmt und montiert 1987, hatte ich diese erste Arbeit lange niemandem gezeigt. Warum, kann ich ahnen.

In Erinnerung an Kurd Alsleben, meinen ersten Lehrer an der HfBK.